Im Reflektor-Magazin Winter 2017 des ADFC Sachsen steht dieser kleine Text:
Minna Wettstein-Adelt wurde als Mina Adelt-Duc am 1. Mai 1869 in Straßburg geboren. Von 1895 bis 1897 war sie Chefredakteurin von Draisena, dem “Organ zur Pflege und Förderung des Radfahrens der Damen”. Und heute? Heute stehen in ihrem Wikipedia-Artikel auch die digitalisierten Bücher der Frauenrechtlerin. Die Zeit arbeitet für sie: durch die Digitalisierung, den modernen Feminismus und die unaufhaltsame Fahrradbewegung.
Wissen ist ein Schmiermittel
Die Draisena wurde in Dresden gedruckt. Auch das steht in der Wikipedia, mit Verweisen auf die digitalisierten Adressbuchseiten. Öffentliches Radfahrerwissen ist ähnlich wichtig wie Infrastruktur. Man kann hier von sozialen Schmiermitteln sprechen, die velophile Transportketten zusammenhalten: Dafür stehen Wikipedia und Regiowikis. Und, diese Wikis leben davon, dass viele Menschen Wissen beisteuern. Bitte bereichern!
Für die Geschichte und Geschichten, die wir uns gegenseitig über Verkehr, Mobilität und Reisen erzählen, sind gemeinsame Erfahrungen prägend. Leben wir im „Autoland Sachsen“ – oder doch im Fahrradland? Das hängt davon ab, wie viele – historische und lebendige – Radfahrer*innen, Fahrradhersteller und -marken im Alltag, in Zeitungen, im Fernsehen und im Web sichtbar sind. Fahrradgeschichte existiert nicht einfach. Sie muss immer wieder neu erzählt, geschrieben und diskutiert werden.
Das ist die Bitte: Schreibt neue Wikipedia-Artikel über älteste Radwege, allererste Fahrradhändler, legendäre Radrennen, Rennbahnen, Radfahrregeln und Radfahrervereine: Portraits, Chroniken, Beschreibungen. Einige regionale Radfahrerbünde sind auf diese Weise wieder bekannter geworden: der Lausitzer Radfahrer-Bund, der Vogtländische, der Süddeutsche und der Oberbadische Radfahrer-Bund. In der Wikipedia sind sie wieder zu finden.
Auch Luise von Österreich-Toskana ist dort schon. Was ihr noch fehlt ist der Umstand, dass sie Fahrrad fuhr, gegen den Willen ihres Mannes. Ein Politikum und damals Stadtgespräch. Immerhin war Luise sächsische Kronprinzessin. Es wäre wirklich schade, wenn diese Episode ganz in Vergessenheit geriete. Oder?
Für Radfahrerwissen gut geeignet sind auch Stadt- und Regiowikis. Zwar sind dort die Relevanzkriterien für sehr ortsspezifische Themen weniger streng als in der Wikipedia, der Qualitätsanspruch ist dennoch hoch. Die Akribie, mit der lokales Wissen in Regiowikis dokumentiert wird, lässt sich gut im Stadtwiki Dresden ablesen. Dort stehen Artikel über alte Dresdner Fahrradmarken, Hersteller und Radfahrervereine. Und noch viel Raum, um Lücken zu füllen. Auch in Freital und Görlitz gibt es Stadtwikis – Radfahrerwissen inklusive.
Wikiwissen „on the road“
“Das Umweltwiki Sachsen dokumentiert das sächsische Umwelt-Engagement seit der friedlichen Revolution im Jahr 1989”, steht dort auf der Startseite. Winterräumung, der Radweg Berlin-Dresden, Frieda & Friedrich und Critical Mass sind dort unter anderen Fahrradthemen.
Relevant für Suchautomaten wie Google oder das etwas unbekanntere Ecosia sind diese Texte allemal. Sie erhöhen die Sichtbarkeit von Ideen, Projekten und Initiativen – auch im politischen Raum; für verkehrspolitische Interessengruppen sind Wikipedia, Stadtwikis und Umweltwikis in diesem Sinne relevante Werkzeuge. Ihr Vorteil: Sie sind offen für Wissen, das öffentlich entsteht und einfach angereichert werden kann. Nützlich ist das für die Autorinnen, für Autoren und auch für das lesende Publikum. Wissensvermittlung passiert irgendwo dazwischen – also unterwegs.
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— radfahrerwissen (@radfahrerwissen) October 17, 2017